Anorexia nervosa

Bei der Anorexia nervosa ( lat. an orexis = kein Appetit), auch Magersucht genannt, haben die Betroffenen einen intensive Furcht vor dem Dickwerden. Sie leiden zusätzlich unter einer Störung der Körperwahrnehmung und halten sich obwohl sie eine gute Figur haben für viel zu dick.

Betroffen sind vor allen junge Frauen zwischen 15 und 25 Jahren. Die Aufteilung der Errkanung liegt etwa bei 90 % Frauen und 10 % Männern.

Häufig bestehen neben der Anorexie affektive Erkrankungen ( Depression etc.), soziale Phobie, Persönlichkeitsstörungen, Zwangsstörungen und Suchterkrankungen. Zusätzlich ist eine familiäre Häufung der Erkrankung zu beobachten.

Oft sind die Betroffenen einem hohen gesellschaftlichen Druck und problematischen Familienstrukturen aufgesetzt und das Selbstwertgefühl wird dadurch mit dem Körpergewicht verknüpft. Zusätzliche Auslöser können Identitätsfindungsprobleme, vor allen bei jungen Frauen, sein, außerdem Beziehungsstörungen, negative Kindheitserfahrungen und Sexualkonflikte. Bei den Sexualkonflikten handelt es sich meist um ein „ Nicht-akzeptieren-wollen der weiblichen Rolle“. Die Frauen hungern sozusagen, damit sie die Ausreifung der sekundären Geschlechtsmerkmale verhindern bzw. verbergen können. Oft liegen schwere seelische Konflikte zu Grunde, die dringend psychologischer Hilfe bedürfen.

Die Betroffenen befürchten, keine Kontrolle über ihren Körper zu haben und durch die Nahrungsverweigerung haben sie Kontrolle über Ihre Körperfunktionen. Durch eine Nahrungsaufnahme kommt es aus ihrer Sicht zu einem nicht beherrschbaren Kontrollverlust.

 

Die Anorexie wird in zwei Gruppen unterteilt:

 

Anorexie I - ohne aktive Maßnahmen

Anorexie II - mit aktiven Maßnahmen (Erbrechen, Laxanzien etc.)

 

 

Welche Merkmale hat eine Anorexie ?

Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch Vermeidung von hochkalorischen Speisen und eine oder mehrere der folgenden Möglichkeiten:

  • selbstherbeigeführtes Erbrechen oder Abführen

  • übertriebene körperliche Aktivitäten

  • Gebrauch von Apptitzüglern und / oder Diuretika ( Entwässerungsmitteln)

 

Weitere körperliche Symptome können folgende sein:

  • Lanugobehaarung ( flaumartige, zarte Haare wie bei Neugeborenen) z.B. an Unterarmen, Unterschenkeln, Rücken usw

  • verlangsamter Herzschlag, niedriger Blutdruck

  • Haarausfall, trockene-rissige Haut

  • Verstopfung

  • Ausbleiben der Regelblutung/ Potenzverlust/ vermindertes sexuelles Verlangen

  • verzögerte körperliche Entwicklung bei Kindern oder Jugendlichen


 

Wie verläuft die Erkrankung ?

  • bei 1/3 kommt es zu Heilung

  • bei 1/3 zur Gewichtsnormalisierung, aber mit fortbestehen der Körperbildstörung und Rückfällen

  • bei 1/3 kommt es zu einem chronisch, schweren Verlauf

  • 10 – 20 % der Erkrankten versterben im Laufe der Erkrankung


 

Welche Komplikationen kann es geben ?

  • Mangelernährung

  • Leukopenie ( verminderte Anzahl der weißen Blutkörperchen)

  • Herzrhythmusstörungen

  • Störungen im Wasser – Elektrolyt – Haushalt

  • Veränderungen im Gehirn (durch die Mangelversorgung bis zu dementiellen Erscheinungen)

  • Liegt der BMI < 13 kommt es zur stationären Zwangseinweisung in eine psychosomatische Klinik, denn es liegt in der Regel keine Krankheitseinsicht vor. Allerdings ist dieser Zustand lebensgefährlich und muss umgehend behandelt werden.


 

Welche Therapiemöglichkeiten stehen zur Verfügung ?

Das Allerwichtigste ist zu Beginn ein gesundes Körpergewicht aufzubauen und die Betroffenen mental zu stärken.

Hierfür haben sich die Verhaltenstherapie, systemische Familientherapie, Körpertherapie, Psychoanalyse, Tiefenpsychologie und Hypnotherapie bewährt. Zusätzlich gibt es spezielle Wohngruppen, mit fachlicher Betreuung und viele Selbsthilfegruppen.

Näheres hierzu finden Sie hier

 

Psychopharmaka werden eher nachrangig verwendet und falls doch, dann vor allem in der Akutphase.

In der Therapie wird gemeinsam nach dem Auslöser für das Verhalten gesucht, im Anschluss werden krankmachende Denkmuster verändert, die Gewichtsphobie und Körperschemastörung behandelt und das Verhalten umstrukturiert. Dabei gibt es Belohnungen für Gewichtszunahme. Häufig werden auch Gruppentherapien z.B. Tanztherapie eingesetzt um die Körperbildstörung zu behandeln und den Betroffenen zu einer harmonischen Beziehung zum eigenen Körper zu verhelfen.

Oft ist der Betroffene lediglich ein Träger der Symptome, die durch ein insgesamt pathologisches Sozialgefüge innerhalb der ganzen Familie entstanden sind. Zur Aufschlüsselung von Störungen des innerfamiliären Gefüges hat sich die systemische Familientherapie als besonders wirksam herausgestellt. Manchmal muss aber auch der Betroffene während der Behandlung vorübergehend von der Familie getrennt werden, da diese auch der alleinige Auslöser für die Erkrankung sein kann.


 

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